Aktivisten schlagen Zelte beim 5. Lausitzer Klimacamp auf

10.08.2015

Im Klimacamp diskutieren Aktivisten mit dem LEAG-Vorgängerunternehmen Vattenfall über die Zukunft der Braunkohlenkraftwerke und Tagebaue in der Lausitz. In Groß Gastrose kommen sie zusammen und schlagen ihre Zelte auf.

Die Sonne brennt erbarmungslos vom wolkenlosen Lausitzer Himmel in dieser heißen Augustwoche, in der einige Klimaaktivisten die Lausitz angesteuert haben. Der 1.000-Seelen-Ort Groß Gastrose am Rand des Tagebaus Jänschwalde offenbart sich gewohnt bescheiden. Daran ändern auch ein paar Zelte und Pavillons auf dem Sportplatz nichts. Sie beherbergen die Teilnehmer vom 5. Lausitzer Klimacamp. Mit seinen höchstens 50 von 200 angekündigten Campern scheint dies jedoch nur ein Testlauf zum traditionell darauffolgenden Klimacamp im Rheinland zu sein.

Friedliche Camper im Gespräch

Auch die Forderungen der Klimacamper haben sich in den zurückliegenden Jahren deutlich entschärft: Während es im vergangenen Jahr noch um einen sofortigen Stopp der Tagebaue ging, äußerte sich einer der Organisatoren gegenüber der regionalen Tageszeitung in diesem Jahr wesentlich differenzierter: „Wir wissen, dass es den Ausstieg aus der Braunkohle nicht von heute auf morgen gibt. Doch wir müssen ihn planen.“

Die überwiegend idealistisch motivierten Teilnehmer haben wohl erkannt, dass grüne Polemik á la Greenpeace selbst bei den Braunkohlegegnern nicht gut ankommt. Auch ein Grund dafür, dass das Lausitzer Klimacamp sehr friedlich, fast freundschaftlich abläuft.

Dialog statt Konfrontation

Dr. Wolfgang Rolland von Vattenfall im Gespräch mit Klimacamp-Teilnehmern, Foto: LEAG

Vattenfall Kommunikationschef Dr. Wolfgang Rolland wird freundlich empfangen, als er am ersten Camp-Abend die Sicherheitshinweise an die Organisatoren übergibt. „Dialog statt Konfrontation – das ist unsere Devise“, sagt er ohne Unterton und begrüßt die rund 100 Radfahrer der „Tour de Natur“, die an diesem Freitag zur Vattenfall Hauptverwaltung in Cottbus kommen.

"Die Braunkohle passe nicht in ein umweltverträgliches Energiesystem der Zukunft“, so ihre Botschaft. „Das ist gelebte Meinungsfreiheit und wird von uns akzeptiert. Nicht aber, wenn auf Basis unsachlicher Argumentation oder Demonstration Meinungsmache betrieben wird“, so Rolland weiter mit Hinweis auf das Klimacamp.

Der Widerstand gegen den Widerstand

Einen Tag später versammen sich die Klimacamper mit den Radfahrern der „Tour de Natur“ sowie Aktivisten von Greenpeace und anderen Umweltverbänden für eine Demonstration vor dem Kraftwerk Jänschwalde.

Die Ablehnung der Berufsdemonstranten aus Hamburg“ ist schon von Weitem gut sichtbar: Ein 15 Meter hohes Banner prangt den Demonstranten von der Hauptfeuerwache entgegen. Die Botschaft darauf ist deutlich und der Ton schärfer.

Weithin sichtbar ist die Botschaft der Kollegen „Wir machen Strom. Was macht ihr?“, Foto: LEAG

Betriebsrat Gerald Feister fasst den Unmut der Kollegen über die unsachliche Anprangerei der Kohleverstromung von Greenpeace und Co. zusammen: „Wir erwarten, dass die harte und verantwortungsvolle Arbeit der Bergleute und Kraftwerker in der Lausitz respektiert wird. Sie sorgen für eine sichere, stabile und dabei bezahlbare Stromversorgung, die unabhängig von Wind und Wetter zur Verfügung steht.“

Mit einem weißen Totenkopf mit der Aufschrift „Coal Kills“ setzt die Anti-Kohle-Fraktion schließlich ihr Zeichen vor dem Kraftwerk. Quecksilberemissionen und Feinstaub kosten laut Greenpeace mehreren tausend Menschen das Leben. Wissenschaftliche Beweise gibt es dafür keine.

Extrarunde beim Bikertreffen

Rund 5 Kilometer weiter südlich knattern von einem benachbarten Bikertreffen 300 Motorradfahrer mit ihren schweren Maschinen zur Tagebaukante; zum Zeichen ihrer Solidarität mit den Kumpels. Die Sorge um die Arbeitsplätze in der Lausitzer Braunkohle überschatte auch ihre Veranstaltung taten sie im Vorfeld kund.

Biker solidarisieren sich mit den Tagebaukumpels und drehen eine Extrarunde durch die Lausitz, Foto: LEAG

Die Kühltürme des Kraftwerks Jänschwalde schicken unbeeindruckt Wasserdampfwolken in den blauen Sommerhimmel. Zukunftsvisionen werden auf der grünen Wiese gemacht, Strom hingegen nicht.

So konträr die Ansichten und Ziele von Kumpels, Tagebau-Anrainern und Umweltaktivisten auch sein mögen, eines eint sie: Sie machen sich Gedanken um die Zukunft, um Energieressourcen und die Umwelt. Damit haben sie all denen etwas voraus, die Energie „nur“ verbrauchen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog.

Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?

Dann schreiben Sie uns

Themen

Teilen

Autor

Mareike Huster

Seit mehr als 15 Jahren ist das Lausitzer Revier meine Heimat – Privat und im Dienst. Themen, die bewegen - Geschichten, die erzählt und Menschen, die einfach vorgestellt werden müssen – das ist mein Job. Seit 2017 bin ich verantwortlich für die Kommunikation mit den rund 8000 Mitarbeitern der LEAG.

Mehr von Mareike Huster