Lokale Wärmenetze in Berlin

Lokale Wärmenetze in Berlin

Derzeit wärmt uns Berliner die sommerliche Sonne, dennoch wird Warmwasser gebraucht. Warmwasser und Wärme kommen nicht nur aus dem rund 2.000 Kilometer langen Fernwärmeverbundnetz der Vattenfall Wärme. Viele Wohnungen, Gewerbeareale und öffentliche Einrichtungen werden über lokale Wärmenetze versorgt. Sie sind ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende in Berlin.

Berlin wächst und damit steigt auch der Bedarf an Wärme und Warmwasser. Das stellt die Versorgung vor neue Herausforderungen. „Denn nicht jedes Neubauprojekt, nicht jede sanierte Immobilie in der Hauptstadt kann und will an das Fernwärmeverbundsystem angeschlossen werden. Hier setzen wir auf so genannte Inselnetze, also auf eine dezentrale Versorgung“, sagt Thomas Jänicke-Klingenberg, der seit 30 Jahren für die Berliner Wärme arbeitet und ein alter Hase in der Branche ist. Und so weiß er, dass auch in der lokalen Versorgung das Augenmerk auf einer CO2-armen und effizienten Erzeugung liegt.

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Das Herzstück eines BHKW: die Einheit aus Generator und Motor liefert Wärme und Strom – hier für 1.700 Mieter in Tegel-Süd, Foto: Reiner Freese

Dafür ist es notwendig, den eingesetzten Brennstoff optimal auszunutzen. „Jede Lösung muss energetisch gut sein. Und gut sind Anlagen mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung“, so Jänicke-Klingenberg. Durch KWK – die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme – könne bis zu 90 Prozent des eingesetzten Brennstoffs ausgenutzt werden, bei reiner Stromerzeugung seien es nur 40 Prozent. „Deshalb setzen wir überwiegend auf KWK-Anlagen “, sagt Jänicke-Klingenberg.

Lokale Wärmenetze haben Tradition

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Kontrolle des Herzstücks der neuen Gas- und  Dampfturbinenanlage im Heizkraftwerk Buch, Foto: Camay Sungu

Ältester Berliner Standort mit lokalem Wärmenetz ist der Bezirk Buch. Vor rund 110 Jahren wurde dort das erste Heizkraftwerk in Betrieb genommen, um nahe liegende Krankenhäuser mit Wärme zu versorgen. Heute werden über das rund 25 Kilometer lange Wärmenetz neben den Helios-Kliniken auch rund 10.000 Wohnungen und der Campus Buch mit über 50 Unternehmen versorgt. Dafür wird auch Abwärme aus der Deponie Schwanebeck ins Wärmenetz integriert. Hinzu kam 2014 eine neue Gasturbine mit nachgeschaltetem Abhitzekessel und das Heizkraftwerk wurde zum Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk. Zehn Millionen Euro wurden investiert.

Der Primärenergiefaktor – also das Verhältnis der eingesetzten Primärenergie Gas zur erzeugten Endenergie Wärme – lässt Bauherrenherzen höher schlagen: 0,29 ist schwer schlagbar. Denn es gilt: Je kleiner der Primärenergiefaktor, desto umweltschonender und effizienter die Wärmeerzeugung. „Dieser Energiestandort soll ein Leuchtturm für Technologien zur nachhaltigen Wärmeerzeugung werden“, sagt der Wärme-Vorstand von Vattenfall, Gunther Müller.

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FHW Neukölln: Innenansicht des Wärmespeichers vor Füllung mit maximal 10.000 Kubikmetern Heizwasser, Foto: Vattenfall


Zu den historischen lokalen Wärmenetzen Berlins gehört auch das Fernheizwerk Neukölln, in dem seit 1911 Wärme erzeugt wird. Auch hier wurde in den vergangenen Jahren für die Berliner Wärmewende kräftig investiert. 12,5 Millionen Euro flossen in Berlins größten Wärmespeicher, in eine Power-to-Heat Anlage und vier neue Blockheizkraftwerke.

Seit 50 Jahren wird das Märkische Viertel in Reinickendorf mit lokaler Fernwärme aus dem Fernheizwerk an der Wallenroder Straße versorgt. 2014 ging dort ein Biomasseheizkraftwerk in Betrieb, das umweltfreundlich Fernwärme und Warmwasser ebenso in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt und an rund 30.000 Wohnungen, Industriebetriebe und öffentliche Einrichtungen liefert. Errichtet wurde das Biomasseheizkraftwerk übrigens hinter einer denkmalgeschützten Fassade. Doch damit steht es nicht allein.

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Das BHKW im historischen Heizwerk in der Görschstraße, Foto: Vattenfall

Auch in der Pankower Görschstraße „verstecken“ sich in einem historischen Gebäude moderne Blockheizkraftwerke. Die Wärme Berlin hat aber nicht nur moderne Technik für die Wärmeerzeugung in das ehemalige Gleichstromelektrizitätswerk eingebaut, sondern das Gebäude mitten im Florakiez auch denkmalgerecht saniert und restauriert. Für diese Schönheitskur gab es den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege.

Augenmerk auf Quartier-Wärme

„Wir betreiben aktuell sieben Inselnetze in Berlin. Unser strategisches Ziel ist es, diese Versorgung auszubauen“, so Thomas Jänicke-Klingenberg. Und der Ingenieur hat dabei vor allem Quartier-Wärme im Auge: „Dahinter steckt die Frage, wie können wir als Unternehmen die Quartiersentwicklung in der Stadt begleiten, Immobilien energetisch attraktiv machen?“ Die Nachfrage nach individuellen Lösungen steigt.

So entstehen in Berlin zwölf neue große Stadtquartiere mit bis zu 5.000 Wohnungen und mehr, aber auch sehr viele kleine mit nur 50 oder 250 Wohnungen. „Hier hat der Kunde das Wort und die Versorgungslösungen orientieren sich an seinen Bedürfnissen“, sagt Jänicke-Klingenberg und der gebürtige Berliner weiß auch, dass die Konkurrenz groß ist. „Nur weil wir der Platzhirsch in der Fernwärme sind, sind wir das nicht automatisch auch für lokale Netze oder Nahwärmenetze.“

Deshalb brauche es innovative, finanziell attraktive und energetisch nachhaltige Gesamtkonzepte. Sie seien die Visitenkarte des Unternehmens. „Und unser Unternehmen hat maßgeschneiderte Lösungen für jedes Bauprojekt und für jede Immobilie.“ Dabei lässt er nicht unerwähnt, dass jeder neue Wärmekunde pro Wohnung über eine Tonne CO2 im Jahr vermeidet. Damit ist die Wärmewende ein wichtiger Baustein für eine saubere Berliner Luft und für die Umsetzung der Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin, in der sich Vattenfall verpflichtet hat, seine CO2-Emmissionen bis 2020 zu halbieren.


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