06.04.2016
Birgit Schroeckh

In der Tagebauplanung leite ich das Referat, in dem die Mittel- und Langfristplanungen für die Tagebaue Cottbus-Nord und Jänschwalde erstellt werden. Wir koordinieren außerdem Genehmigungsplanungen und Projekte. Als Referentin bin ich auch die Kontaktperson zu den Kommunen im Tagebau-Umfeld und Ansprechpartnerin für die Bürger. 

Etwas wie geplant zum Ziel zu bringen, ist eine große Herausforderung. Es dann auch zu schaffen, ist ein Erfolg. Mit jeder abgeschlossenen Etappe lassen wir etwas hinter uns – und beginnen etwas Neues. Im Lausitzer Tagebau Cottbus-Nord hat gerade eine dieser neuen, richtungsweisenden Etappen begonnen.

Zuvor wurden in kurzer Zeit gleich mehrere Meilensteine erreicht: Im August 2015 absolvierte die Abraumförderbrücke F34, die zugleich die letzte ihrer Bauart war, die finale Schicht. Am 23.12. fuhr der letzte Kohlezug aus dem Tagebau zum Kraftwerk Jänschwalde. Die Kohlevorräte der Grube sind erschöpft – ordnungsgemäß, wie geplant. „Bergbau hat zuallererst etwas mit Ordnung zu tun“, weiß Birgit Schroeckh, seit 2001 Referentin für den Tagebau Cottbus-Nord.

Momente wie das Erreichen dieser Zwischenetappen sind mit Änderungen und Neuorientierungen verbunden. In den Augen der Bergleute, die über 34 Jahre in der Grube gearbeitet haben, sieht man den Stolz auf das Geleistete, aber auch die eine oder andere Träne. Aber der Blick geht längst schon wieder nach vorn. Birgit Schroeckh erklärt uns, wie der Tagebau Cottbus-Nord genauso planmäßig und geregelt in die nächste Etappe geht. Gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit war die Erarbeitung des sogenannten Abschluss-Betriebsplans für Cottbus-Nord eine der wichtigsten Aufgaben. Schon damals war klar, dass aus dem Tagebau ein See wird. Jetzt ist es soweit.

 

 

Birgit Schroeckh, wie fühlt es sich an zu wissen, dass ein Kapitel beendet ist?

Cottbus-Nord im letzten Jahr seiner Tätigkeit, Foto: LEAG

Das Interessante an einer Planung in so langen Zeiteinheiten ist, dass wir uns schon sehr früh überlegen, was in fünf, in zehn, in 20 Jahren passieren wird. Zum Beispiel haben wir schon 2009 – also lange vor dem letzten Kohlezug – am Südende des Tagebaus damit angefangen, die Uferböschungen abzuflachen, damit die Wasserbewegung des Cottbuser Ostsees später kein Erdreich abtragen kann.

Die Ufer werden für eine Wasserlamelle von 1,7 Metern und einem Wasserstand von 61,8 bis 63,5 Metern über NHN (NHN = Normalhöhennull) hergestellt. Abgeflacht wird mit einer Neigung von circa 1:15, auch zwei Meter unterhalb des Minimalwasserstandes und einen Meter oberhalb des Maximalwasserstandes. Das ergibt neben der zu erreichenden Sicherheit auch einen schönen flachen Strandbereich.

Aufbau der künftigen Uferböschung des Ostsees, Grafik: LEAG

 

 

Was passiert als nächstes?

Zunächst einmal setzen wir die Abflachung der Uferböschungen fort: 5,5 Kilometer sind bereits geschafft, zwei weitere Etappen von 2,4 und knapp fünf Kilometern nehmen wir in diesem Jahr in Angriff.

Rütteldruckverdichtung für das Ostufer, Grafik: LEAG 

Im Grubenbereich werden bis zum Frühjahr 2016 alle Gleise zurückgebaut. Bis zum Jahresende werden die Großgeräte demontiert und verschrottet. Damit schaffen wir die Baufreiheit für das nächste große Erdbauprojekt.  Ab dem Frühjahr beginnen wir mit der Herstellung des Seebodens. In einer Mächtigkeit von einem bis zehn Metern werden rund 20 Millionen Kubikmeter Erdreich abgetragen und in der früheren Kohlebahnausfahrt verfüllt. Diese Arbeit ist bis Mitte 2018 zu erledigen. 

Besonders hervorzuheben sind auch die Sicherungsarbeiten an den beiden Inseln des Sees und am Ostufer, das an die Rekultivierungsflächen des Tagebaus grenzt. Der Boden hier ist durch den Bergbau gekippt worden und daher nicht so fest verzahnt, wie an den anderen Uferbereichen. Daher werden mit Hilfe der sogenannten Rütteldruckverdichtung rund 46 Millionen Kubikmeter Erdreich verdichtet. Eine Aufgabe, die gemeinsam mit dem Bergbausanierer LMBV seit 2012 bewältigt wird. 

 

Wann soll es „Wasser marsch“ heißen? 

So soll er künftig aussehen, der Ostsee, Grafik: LEAG

Bis 2018 soll die Flutungsbereitschaft hergestellt, das heißt alle Arbeiten am Seebecken abgeschlossen und das Flutungsbauwerk errichtet sein. Deshalb arbeiten wir intensiv an allen Genehmigungen, Ausschreibungsunterlagen und Ausführungsplanungen. Währenddessen sind unsere Mitarbeiter vor Ort und betreuen die Firmen, die auf den einzelnen Baustellen im Tagebau Cottbus-Nord unterwegs sind. Ich koordiniere die Prozesse zwischen den Fachbereichen und sorge federführend für den reibungslosen Ablauf im Gesamtprozess. Wichtig dabei ist, dass alle Arbeiten aufeinander abgestimmt sind.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche uns allen unfallfreie Arbeiten auf der Baustelle „Cottbuser Ostsee“ und vor allem viel Ruhe und Gelassenheit bei dieser wichtigen Arbeit in diesen bewegten Zeiten für die Braunkohle. Außerdem wünsche ich mir Achtung und Anerkennung für die Bergleute in der Braunkohlenindustrie. Sie stehen immer ihren Mann bei allen Aufgaben, die zur Rohstoffgewinnung nötig sind – vom Aufschluss einer Grube bis zur Sicherung der Bergbaufolgelandschaft. 

 

Ein Rückblick:

1. Kohlezug, Foto: LEAG Archiv

  • 1975: Die ersten bergmännischen Arbeiten starten mit Entwässerungsmaßnahmen
  • 1978: Die sogenannte Aufschlussbaggerung beginnt mit einem Eimerkettenbagger ERs 500
  • 1981: Erste Rohkohle kann gefördert werden
  • 1983: Inbetriebnahme der ersten Abraumförderbrücke F 34-27
  • 1985: Inbetriebnahme der zweiten Abraumförderbrücke F 34-22.
  • Mit der Grundausrüstung des Tagebaus, bestehend aus zwei Abraumförderbrücken und drei Eimerkettenbaggern ERs 500 sowie drei Schaufelradbaggern SRs 315 wurden jährlich bis zu 54 Mio. m³ Abraum bewegt und 12,9 Mio. Tonnen Kohle gefördert.  
  • 1989: Mit der politischen Wende in Ostdeutschland wurden auch für den Tagebau Cottbus-Nord die Rahmenbedingungen neu festgelegt. Das Braunkohlenkraftwerk Jänschwalde sollte modernisiert und mit effizienter Umweltschutztechnik ausgerüstet langfristig weiter betrieben werden. Somit fiel gleichzeitig die Entscheidung zum langfristigen Weiterbetrieb des Tagebaus Cottbus-Nord als nahe gelegener Lieferant der Kohle. Zielstellung der nächsten Jahre war es, die Tagebautechnologie und die eingesetzte Technik den neuen Anforderungen anzupassen.
  • 1991: Außerbetriebnahme der Abraumförderbrücke F 34-22
  • 1992-1995: Ersatz der bis dahin vorhandenen 3 kleineren Schaufelradbagger SRs 315 durch zwei SRs 700, Modernisierung von zwei ERs 500
  • 1995 Sprengung der Abraumförderbrücke F34-22

Bagger ERs 500-292 in der Grube zu DDR-Zeiten, Foto: LEAG

Der Tagebau Cottbus Nord kam aufgrund der günstigen Ablagerung des Kohleflözes und des Deckgebirges in der Abraumgewinnung nur mit der Förderbrücke zur Kohlefreilage aus. Somit bestand die Ausrüstung des Tagbaus ab 1995 aus folgenden Geräten:   

  • 1  Abraumförderbrücke F 34 mit zwei Eimerkettenbaggern Es 1120
  • 2 Schaufelradbaggern SRs 700
  • 2 Eimerkettenbaggern ERs 500
  • 2 Bandwagen BRs 1200

Mit der Verladung der Kohle direkt aus der Grube in die Züge und anschließendem Transport zum Kraftwerk ist Cottbus-Nord eine Besonderheit unter den deutschen Tagebauen gewesen.

 

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Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog.

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Autor

Ariane Geisler

Ich bin ein Lausitzer Gewächs: hier geboren, gehegt und gepflegt. Dann fürs Studium der Fachrichtung Medien vorübergehend "umgetopft". Beruflich habe ich in der Unternehmenskommunikation Wurzeln geschlagen. Mein Habitat bei der LEAG: Die externe Kommunikation im Print- und Digitalbereich. Was mir dabei am besten gefällt: Die Vielfalt der Menschen, Themen und Geschichten. Reichlich Nährboden für Einblicke, Schulterblicke, Seitenblicke.

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