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Blockchain macht Energiewende alltagstauglich

Ist Blockchain lediglich ein Nischenthema oder gar revolutionärer Trend? Wie funktioniert Blockchain? In der dauerhaft aufgeregten Internetbranche spricht man bereits von einer Revolution. Dabei geht es für die Energiebranche weniger um einen Umsturz als vielmehr um echte Erleichterung eines eigentlich sehr naheliegenden Handels.

Das technische Prinzip, das hinter dem digitalen Bezahlsystem Bitcoin steht, soll die Energiewende endgültig in der digitalen Welt verankern und alltagstauglich machen. Strom vom Nachbarn zu kaufen, ist eine spleenige Idee und auch bei bester nachbarschaftlicher Beziehung unmöglich. Und das, obwohl es in Berlin bereits über 1.000 Blockheizkraftwerke und gut 6.000 Photovoltaikanlagen gibt. Zusammen speisen sie eine Leistung von etwa 200 Megawatt in das Berliner Stromnetz ein.

Weil der Strom physikalisch stets beim nächsten Abnehmer verbraucht wird, schafft es die Energie aus den zahlreicher werdenden dezentralen Anlagen sicher nicht viel weiter als bis zum nächsten Straßenzug. Und trotzdem ist mit Strom nicht möglich, was mit hausgemachtem Apfelsaft seit Generationen gut funktioniert. Anders als der „Nachbar mit Apfelsaft" kann der „Nachbar mit Stromüberschuss" seinen Saft nicht nach nebenan verkaufen.

Energiehandel zwischen Nachbarn per Blockchain 

In Zukunft soll der Handel von Energie zwischen Nachbarn möglich sein. Bewirken soll das die Verschlüsselungstechnologie namens Blockchain. Die Technologie stammt aus der Zahlungsabwicklung im Internet, hat aber für die Energiewende und ihre dezentralisierende Erzeugungsstruktur großes Potenzial. So zum Beispiel für den Stromvertrieb direkt von Kunde zu Kunde.

„In der Energiebranche könnte der Einsatz von Blockchain vieles verändern. Das Erstellen der Stromrechnung zwischen Nachbarn ist ein gutes Beispiel: Erstens ist dafür das Ablesen der Stromzähler nötig. Schließlich muss bekannt sein, wie viele Kilowattstunden eingespeist und damit überhaupt verkauft werden können. Zweitens muss ein Vertrag über dieses Geschäft geschlossen werden. So ein Stromhandel zwischen zwei Privatpersonen ist fast nicht möglich. Blockchain könnte der Durchbruch sein, Transaktionen einfach, sicher und günstig, also überhaupt erst alltagstauglich zu machen," sagt Claus Wattendrup, Director Business Development bei Vattenfall.

Blockchain-Technologie im Rampenlicht 

Die Blockchain-Technologie übernimmt Aufgaben, die bisher über zentrale Institutionen abgewickelt werden. Beim Strom ist es Job des Netzbetreibers. Er ermittelt, wer, wie viel Strom produziert oder verbraucht. Dabei sind die Einspeisung des Stroms in das Netz und der Verbrauch zwei getrennte Prozesse mit separaten Abrechnungssystemen. Im Apfelsaft-Beispiel wären die Produzenten demnach gezwungen, ihren Saft an die zentrale Kelterei zu verkaufen, die ihn zentral wieder verkauft.

Der dezentrale Apfelsaft-Vertrieb funktioniert, weil die Vertragspartner alles voneinander wissen, was sie wissen müssen: Wer verkauft, wer kauft, welche Mengen stehen zur Verfügung und was kostet der Liter. Die Blockchain-Technik soll das auch für Nachbarschaftsstrom möglich machen.

Wie sicher ist Blockchain? 

Dabei ist das, was Stromproduzent und Stromverkäufer voneinander wissen müssen, bereits bekannt. Aber die Daten sind nicht in den richtigen Händen. Blockchain kann als Register erforderliche Daten für alle bereithalten, die sich an solchen Geschäften beteiligen möchten.

Plattformen für Waren und Dienstleistungen im Internet funktionieren schon heute nach diesem Prinzip. Weil Daten nicht durch eine zentrale Instanz organisiert, kontrolliert und gesichert würden, sondern autonom zwischen den Geräten hin und her liefen, sehen Befürworter von Blockchain einen entscheidenden Vorteil: Ein schneller und günstiger Transfer der Daten und eine größere Privatsphäre für Nutzer.

Ob Blockchain die Zukunft der Energiewirtschaft tatsächlich stark verändern wird, weiß bislang niemand. Dazu steckt sie noch zu sehr in den Kinderschuhen. Viele offene Fragen bleiben. Kritiker weisen darauf hin, dass Standards für verlässliche Datenquellen nicht vorhanden seien. Zudem sei unklar, wie sicher Blockchain wirklich ist. Schließlich berge eine dezentrale Organisation auch die Gefahr, dass im Notfall keine Regel-Instanz hilft.

Dass in New York kürzlich zum ersten Mal Strom zwischen Nachbarn mittels Blockchain gehandelt wurde, zeigt die Aktualität des Themas. Ob das der Startschuss für eine wirkliche Neuordnung der Energiewelt war, kann noch niemand beantworten. Ein ermutigendes Zeichen für alle, die daran glauben, dass sich Nachbarn irgendwann gegenseitig Strom verkaufen können, ist es allemal.

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