15.07.2016
Birgit Schroeckh

In der Tagebauplanung leite ich das Referat, in dem die Mittel- und Langfristplanungen für die Tagebaue Cottbus-Nord und Jänschwalde erstellt werden. Wir koordinieren außerdem Genehmigungsplanungen und Projekte. Als Referentin bin ich auch die Kontaktperson zu den Kommunen im Tagebau-Umfeld und Ansprechpartnerin für die Bürger. 

Ende Dezember 2015 ist der Tagebau Cottbus-Nord nach 40 Jahren Braunkohleabbau planmäßig außer Betrieb genommen worden. Inzwischen sind die Gleise der Kohlebahn zurückgebaut, die Förderbrücke mit ihren Baggern wurde nahezu vollständig verschrottet, die Großgeräte aus der Grube haben einen Käufer gefunden, werden demontiert und für den Transport vorbereitet. Währenddessen hat ein Zukunftsprojekt begonnen: die Schaffung des Cottbuser Ostsee.

Um die künftige Seekontur vollständig so zu formen wie in den Landesplanungen vorgesehen und die Mindesttiefe von zwei Metern zu gewährleisten, müssen in den kommenden zwei Jahren etwa 17 Millionen Kubikmeter Erde bewegt werden. Der Seeboden wird auf die erforderliche Höhe gebracht und der abgetragene Boden in der ehemaligen Kohlebahnausfahrt eingebaut. Schon jetzt geht es, vom Tagebaurand aus betrachtet, auf der Baustelle emsig zu wie auf einem Ameisenhaufen. Schrittweise wird eine wachsende Zahl von Baggern, Planierraupen und Dumpern zum Einsatz gebracht. Noch im Sommer werden es etwa 120 Geräte, davon allein 85 Dumper sein

Massenbewegung geplant

Bis zu 85 Dumper sind auf der Baustelle im Einsatz, Foto: LEAG

Spitzenleistungen mit einer täglichen Massenbewegung von bis zu 70.000 Kubikmeter sind geplant. „Dann werden mehr als 100 Mitarbeiter hier beschäftigt sein, 80 Prozent davon Fachkräfte aus der Region“, erklärt Gerhard Mötzung, Oberschachtmeister der Baustelle, die in gemeinsamer Regie der Bickhardt Bau AG, der Bickhardt Bau Thüringen GmbH und der V&C Metzner GmbH betrieben wird. Als Arbeitsgemeinschaft hatten die drei Unternehmen den Zuschlag für diese Aufgabe erhalten.

Rückwärtsgang vermieden

Im Minutentakt werden die Dumper beladen, begeben sich an den Zielort zum Abkippen der Last und wieder zurück zum Bagger – immer auf einem genau vorgegebenen Rundkurs. „Das hat gar nicht in erster Linie etwas mit Effizienz zu tun, sondern mit Sicherheit, die für uns wie für unseren Auftraggeber höchste Priorität hat“, sagt Gerhard Mötzung. „Wenn wir vermeiden, dass Fahrzeuge rückwärtsfahren müssen, dann reduzieren wir damit auch das Unfallrisiko für die Fahrer.“

Wellenschlag berücksichtigt

Der Grund des künftigen Sees wird hergestellt, Foto: LEAG

Bis zum Sommer 2018 sollen die Erdarbeiten zum Massenabtrag im Cottbuser Ostsee termingerecht abgeschlossen sein. Parallel erfolgt die weitere Abflachung der künftigen Seeufer, wie Birgit Schroeckh, Projektverantwortliche für den Cottbuser Ostsee, berichtet. Mehr als die Hälfte des 26 Kilometer langen Ufers ist entsprechend des Wasserstandes unter Beachtung des Wellenschlages, der geologischen und hydrologischen Bedingungen errechnet worden.

Punktuelle Rüttelung 

Auch die Rütteldruckverdichtung im Osten des künftigen Cottbuser Ostsees – dort, wo geschütteter Kippenboden das künftige Ufer bildet – wird fortgesetzt. Durch die punktuelle Rüttelung bis in 50 Meter Tiefe entsteht ein unterirdischer Damm der dem späteren Uferbereich Standsicherheit gibt. Hier soll ein ruhiger Bereich mit Inseln entwickelt werden, der als Rückzugs- und Schutzraum für Flora und Fauna dienen soll.

Bis Herbst 2018 wird außerdem das Flutungsbauwerk hergestellt werden. In Höhe des Wehres Lakoma wird ein Zuleiter den Hammergraben mit dem Einleitbauwerk am Cottbuser Ostsee verbinden und ihn so mit Wasser aus der Spree speisen. Das künftige Fassungsvermögen des Sees beträgt rund 130 Millionen Kubikmeter Wasser. Etwa 80 Prozent davon sollen dem Fluss entnommen werden, und zwar immer nur so viel, wie das jeweilige Wasserangebot der Spree erlaubt, ohne andere Nutzer entlang der Spree zu benachteiligen. Das verbleibende Fünftel steigt mit dem Grundwasser auf. Nach der Flutung regelt ein Auslaufbauwerk, das an den Schwarzen Graben im Nord-Osten anbindet, den Seewasserstand.

Übrigens: Am 31. Juli findet zum 11. Mal das Cottbuser Ostseefest statt.  In diesem Jahr ist der Ortsteil Willmersdorf Gastgeber. Start ist um 10 Uhr.

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Vattenfall Blog.

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.

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