Eine Spree-Bootstour mit der Berliner Fernwärme

Eine Spree-Bootstour mit der Berliner Fernwärme

Auf Bootstour über die Spree mit der Berliner Wärme: Sie führt vom Heizkraftwerk Mitte zum Heizkraftwerk Klingenberg und gibt Einblicke in traditionsreiche und moderne Energie- und Fernwärmestandorte Berlins.

Leinen los für eine ganz besondere Bootstour: mit der Vattenfall Europe Wärme AG geht es über die Spree, die Berliner Wärmewende dabei fest im Blick. Am 20-jährigen Heizkraftwerk Mitte – das noch immer jüngste und modernste in der Hauptstadt – legt die Solaryacht SunCat 46 ab und nimmt Kurs auf das 1925/26 erbaute Heizkraftwerk Klingenberg.

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Solaryacht SunCat 46, Foto: Vattenfall

Nur mit der Kraft der Sonne und damit völlig emissionslos gleitet der Katamaran übers Wasser. „Da wollen wir auch hin“, sagt Gunther Müller, Vorstand der Wärme AG und mit an Bord. Was er damit meint, ist das Ziel des Unternehmens, seine CO2-Emissionen bis 2020 zu halbieren und mit dazu beizutragen, dass Berlin bis 2050 eine klimaneutrale Stadt wird. Dafür habe man das Ruder und die Wärmewende fest im Griff.

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ver.di Bundeszentrale am Paula-Thiede-Ufer, Foto: Vattenfall

Kurzer Stopp vor der ver.di Bundeszentrale am Paula-Thiede-Ufer: Seit 2004 werden die Gewerkschafts-Gebäude mit umweltschonender Fernwärme versorgt. „Das spare pro Jahr 132 Tonnen CO2 gegenüber einer Gas- und 479 Tonnen gegenüber einer Ölheizung“, so der Wärme-Chef. Und während die Yacht lautlos Richtung Oberbaumbrücke steuert, betont er: „Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern wollen wir die Wärmewende erfolgreich gestalten und sitzen dabei in einem Boot.“

Mercedes-Benz-Arena

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Mercedes-Benz-Arena, Foto: Vattenfall

Dabei schweift sein Blick zur Mercedes-Benz-Arena, wo ein Entertainment-Distrikt mit Kino, Bowlingcenter und Hotel entstehen soll. Einer Versorgung mit umweltschonender Fernwärme stehe hier nichts im Weg. „Das Areal kann problemlos an naheliegende Leitungen angeschlossen werden“, so Gunther Müller und unterstreicht damit zugleich, wie wichtig in einer stark wachsenden Stadt Investitionen in die Infrastruktur und somit in die Zukunft der Wärmeversorgung sind.

Universal-Music-Gebäude

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Universal-Music-Gebäude, Foto: Vattenfall

Jedoch schwelgt er erst einmal kurz in Erinnerungen als die SunCat am Universal-Music-Gebäude vorbeigleitet. Seit 2001 wird der ehemalige Eierspeicher – 75 Millionen Eier wurden hier gekühlt – mit Fernwärme versorgt. „Um den Straßenverkehr auf der Stralauer Allee nicht zum Erliegen zu bringen, haben wir die Gebäude am Osthafen nicht über den klassischen Tiefbau, sondern mit fünf Spülbohrungen angeschlossen.

Das war kostenintensiver und aufwändiger. Aber uns liegt bei all unseren Projekten viel daran, Anwohner und Straßenverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.“ Und dann plaudert der Wärme-Vorstand auch noch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Denn im Eifer des Gefechts ging bei den Spülbohrungen ein 100 Kilo schwerer Bohrkopf verloren. „Unter einer Straßenkreuzung war ein Stein im Weg und beim Zurückziehen des Gestänges verlor sich seine Spur. So liegt er noch immer irgendwo tief unter der Erde in Ufernähe.“

Stralauer Halbinsel

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Halbinsel Stralau, Foto Vattenfall

So wie sich der ehemalige Osthafen veränderte, bekam auch die Stralauer Halbinsel nach dem Mauerfall ein völlig neues Gesicht. Aus dem Industriestandort mit Glaswerk, Palmölkernspeicher und Teppichfabrik ist ein modernes Stadtquartier geworden. „3.000 Wohneinheiten werden hier von uns versorgt“, sagt Gunther Müller und verweist darauf, dass die Wärme AG nicht nur Fernwärme liefert, sondern zunehmend auch auf lokale und damit dezentrale Wärmenetze setzt.

„Dabei geht es uns nicht um eine Hochglanzbroschüre sondern um Lösungen, die mit den Menschen vor Ort getroffen werden“, sagt er und schiebt nach: „Wärmewende beginnt im Quartier und das heutige fast 2.000 Kilometer lange Fernwärmenetz ist letztendlich auch Ergebnis erfolgreicher Quartiersarbeit.“

Kraftwerk Klingenberg

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HKW Klingenberg von der Spree aus, Foto: Vattenfall

Backbord voraus an der Rummelsburger Bucht recken sich die Schornsteine des 90-jährigen Heizkaftwerks Klingenberg in den Himmel. „Damals war es das modernste seiner Art in Europa“, erzählt Gunther Müller. In den kommenden Jahren stehe der alten Dame eine grundlegende Verjüngungskur bevor. „Bis 2020 steigen wir auch hier aus der Braunkohle aus und ersetzen die Anlage komplett durch Gas basierte Kraft-Wärme-Kopplung.“

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Wärme-Kapitän Gunther Müller, Foto: Vattenfall

Und als er über die Modernisierung spricht, fällt auch das Wort Gewächshäuser. Denn die standen in den 1930er Jahren am Kraftwerk. An diese Tradition will der Standort im Rahmen der aktuellen Kampagne Pflanz was! anknüpfen – mit einer Aquaponik-Anlage. „Und vielleicht“, so hofft Wärme-Kapitän Müller beim Ankern in Klingenberg, „erwärmen sich ja die Bewohner des neu entstehenden Stadtquartiers mit 1.000 Wohneinheiten nahe des Kraftwerkes nicht nur für unsere Fernwärme, sondern auch für das frische regionale Angebot aus der Stadtfarm.“

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