8. Wissenschaftstag: Die Lausitz im „Wasserstress“

06.11.2015

Die Spree: Von der Quelle im Oberlausitzer Bergland schlängelt sie sich vorbei an der Stadt Bautzen durch das Lausitzer Revier und den Spreewald, bevor sie nach 400 km die Hauptstadt erreicht. Ein einziger Tag im November offenbart das Arbeitspaket zur Wahrung der Wasserqualität eines der wichtigsten ostdeutschen Flüsse für ganze Jahrzehnte.

Während in Potsdam der Umweltausschuss des Landes Brandenburg die Ergebnisse des Maßnahmenprogrammes gegen die Spreeverockerung („Braune Spree“) beim Brandenburgischen Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) abfragte, kamen Experten von Hochschulen und Behörden auf Einladung der Lausitzer Bergleute in Cottbus zusammen, um den Status Quo und Handlungsfelder rund um das Wassermanagement im Spreegebiet beim diesjährigen Wissenschaftstag von Vattenfall zu diskutieren.

Wasserbilanz der Spree aus dem Jahr 2014, Grafik: LEAG 

Wer an diesem 04. November frühmorgens die regionale Tageszeitung aufschlug, bekam schnell den Eindruck, dass hier sofort gehandelt werden muss. Die auf den Pressefotos deutlich erkennbare Braunfärbung des Spreewassers in Teilen des oberen Flusslaufes um die Stadt Spremberg offenbart augenscheinlich, was nie ein Geheimnis war: Der Bergbau hinterlässt Spuren in der Region. In diesem Fall ist es der nach Beendigung eines Tagebaus folgende Grundwasserwiederanstieg. Er spült Bodenbestandteile in den Kreislauf, die vormals unter der Erdoberfläche gebunden waren. Die Behörden und die Öffentlichkeit richten ihr Augenmerk vor allen Dingen auf Sulfate und Eisen, die über das Grundwasser in die Spree gelangen. Beides nicht toxisch und bislang ohne erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, wie die Experten auch beim Branchentreffen in Cottbus bestätigten. Doch auch nicht ohne Handlungsbedarf.

Wasserreiche, wasserarme Lausitz

Prof.Axel Bronstert beim Wissenschaftstag, Foto: LEAG

Erschwerend kommt hinzu, dass die Hydrologie der Region längst nicht mehr hält, was ihr ursprünglich sorbischer Name „luzica“ verspricht – ein feuchtes Land. Trotz bekannten Wassersport- und Tourismuszentren wie dem Lausitzer Seeland  und dem Spreewald: Die Lausitz gilt heute als eine der trockensten Regionen Deutschlands. Durch die regional spezifisch niedrigen Niederschlagsmengen in Kombination mit der bergbaubedingten, großflächigen Grundwasserabsenkung ist das in der Fachsprache vielzitierte „water-stress-level“ der Lausitz hoch, aber „nicht bedrohlich“, wie Prof. Axel Bronstert von der Universität Potsdam in seinem Referat zusammenfasst. 

Wassermanagement im  Lausitzer Revier

Für den sicheren Betrieb der Tagebaue müssen im Durchschnitt etwa 6–7 Kubikmeter Grundwasser je Tonne Braunkohle gehoben werden. Zugleich gehört es zu den Pflichten des Bergbautreibenden, die Einflüsse dieser Grundwasserabsenkung auf Natur und Umwelt verantwortungsvoll auszugleichen. Daher wird ein Großteil des gehobenen Grundwassers wieder dem lokalen und regionalen Wasserhaushalt zugeführt. Etwa 16 Prozent können aufgrund ihrer guten Qualität direkt an das Umfeld der Tagebaue abgegeben werden. Mehr als die Hälfte des gehobenen Tagebauwassers gelangt erst nach einer gründlichen Aufbereitung zurück in den regionalen Wasserkreislauf. Knapp 30 Prozent werden in den Kraftwerken eingesetzt und somit eine Wasserentnahme an anderer Stelle vermieden.  Neiße, Spree und Schwarze Elster erhalten jährlich etwa 300 Mio. Kubikmeter Wasser aus den Tagebauen. Mit dieser Unterstützung des lokalen und regionalen Wasserhaushaltes werden Niedrigwasserphasen im Spreewald ausgeglichen, landwirtschaftliche Nutzflächen gesichert und Naturschutzgebiete versorgt.

Schulterschluss statt Schuldzuweisung

Stützung des Wasserhaushaltes der Spree, Grafik: LEAG

Vor diesem Hintergrund entwickeln Bergleute in enger Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros und wissenschaftlichen Institutionen wie der ortsansässigen Universität Cottbus-Senftenberg fortlaufend Strategien und Maßnahmen zum Umgang mit den Problemstellungen. Auch Vertreter der für die ehemaligen Tagebaue der Region verantwortlichen Sanierungsbehörde, der Lausitzer & Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), sitzen an diesem Tag in Cottbus aufmerksam im Auditorium und verfolgen die Ausführungen und Diskussionen der Mitstreiter. Denn die heutigen Auswirkungen sind nicht nur das Ergebnis der aktiven Tagebaue, sondern jahrzehntelangen Bergbaus zur sicheren Energieversorgung von Millionen Bundesbürgern. Die braune Spree geht also nicht nur die Lausitzer an.

Auf dem richtigen Weg

Uwe Grosser, Vorstandsmitglied, war Gastgeber, Foto: LEAG

Am Morgen danach bestätigten auch Radiostationen und Zeitungen, was die Experten am Vortag als Wir-sind-auf-dem-richtigen-Weg-Conclusio von der Fachkonferenz in Cottbus mitnahmen: „Vor allem im Schwerpunktbereich um die Stadt Spremberg sei gelungen, den Eisenhydroxid-Zufluss in die Spree von sieben Milligramm auf unter ein Milligramm pro Liter zu senken“, so Dr. Klaus Freytag, zuständiger Referatsleiter im brandenburgischen Wirtschaftsministerium dem Umweltausschuss. Dennoch werde es noch Jahrzehnte dauern, um die Spree komplett zu sanieren. Zielführendes Wassermanagement in der Lausitz brauche eben nicht nur kurzfristige Aktionen, sondern auch Geduld“, fasste Uwe Grosser, Vorstandsmitglied des Bergbaubetreibers Vattenfall Mining & Generation in seinem Abschluss-Statement am diesjährigen Wissenschaftstag zusammen.

 

 

Filmbericht Lausitz TV

Lausitz TV war beim 8. Wissenschaftstag vor Ort. Schauen Sie den Bericht.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog

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Autor

Mareike Huster

Seit mehr als 15 Jahren ist das Lausitzer Revier meine Heimat – Privat und im Dienst. Themen, die bewegen - Geschichten, die erzählt und Menschen, die einfach vorgestellt werden müssen – das ist mein Job. Seit 2017 bin ich verantwortlich für die Kommunikation mit den rund 8000 Mitarbeitern der LEAG.

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