Stellingen Hamburg, Ansicht eines Gebäudekomplex

Neue Ecke Stellingen – neues Wohnen mit Energieeffizienz

An einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Hamburgs – Ecke Kieler Straße / Sportplatzring – ist ein neues Mietshaus entstanden. Nicht wirklich ein Ort zum Wohnen, so scheint es auf den ersten Blick. Doch mit innovativen Lösungen zum Emissions- und Schallschutz ist das Pilotprojekt Neue Ecke Stellingen (kurz NESt) erfolgreich den Gegenbeweis angetreten. Mit der Heiztechnik konnte ein Primärenergiefaktor von 0,00 erzielt werden.

Bis zu 120.000 Fahrzeuge passieren die Hamburger Kreuzung Kieler Straße/Sportplatzring täglich und die Autobahn ist nicht weit. Ist dies der richtige Ort um in Ruhe seinen Lebensabend zu verbringen? Ein Jahr nach Fertigstellung sind sich alle einig: Ja, es ist, dank innovativer Lösungen zum Schallschutz und zur Wärmeversorgung.

Das Wohnhaus Neue Ecke Stellingen

Was waren die Herausforderungen?

Die angrenzende Verkehrssituation erforderte ein hohes Augenmerk auf den Schallschutz. Das Gebäude wurde als Energieeffizienzhaus 40 errichtet. Um die daraus resultierenden Anforderungen an den Emissionsschutz zu erfüllen, galt es einen erhöhten Energiestandard mit einem Primärenergiefaktor von 0,3 zu erzielen. So war bei der Wärmeversorgung eine innovative Lösung gefordert.

Was ist die Lösung?

"Wir haben zwei mit Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke mit einer gasbetriebenen Wärmepumpe und einen Spitzenlast-Brennwertkessel kombiniert. Die Wärmepumpe nutzt dabei die warme Abluft aus den Wohnungen erneut und führt die Wärme auf einem nutzbaren Temperaturniveau wieder zurück“, sagt Torsten Ebeling, der das Projekt seitens Vattenfall betreut. „Eine Zertifizierung belegt, dass wir so sogar einen Primärenergiefaktor von 0,00 erreicht haben.“

Und auch die erhöhten Anforderungen an die Schalldämmung wurden gelöst: Die verglasten Loggien zur Straßenseite stellen dabei eine wichtige Facette im Schallschutzkonzept dar und suggerieren gleichzeitig einen ähnlich hohen Fensteranteil wie bei anderen Wohngebäuden. Außerdem stellen sie den Bewohnern einen Außenraum zur Verfügung, der durch seine geschützte Anlage den Wohnraum erweitert.

Als Pilotprojekt für das Wohnen an stark verlärmten Hauptstraßen konnte hier ein Vorreitermodell für weitere Projekte dieser Art entwickelt werden. „Die Neue Ecke Stellingen setzt an einer städtebaulich schwierigen Stelle ein Signal und wird damit zum Impulsgeber für weitere städtebauliche Entwicklungen im Umfeld," resümiert Peter Jorzick (li.), Geschäftsführer von Hamburg Team Gesellschaft für Projektentwicklung mbH. Im Rücken von NESt entsteht demnächst ein neues Wohnquartier, das bis zu 800 neue Wohnungen haben wird. Diese Entwicklung wurde maßgeblich mit dem Bau der Neuen Ecke Stellingen mit angeschoben.

Und wie wohnt es sich im NESt?

Nun sind 55 Wohneinheiten, alles Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Größen zwischen 43 und 65 Quadratmetern entstanden. Zudem bietet das komplett barrierefreie Gebäude drei Gewerbeeinheiten, einen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss sowie eine Tiefgarage. Die Mieterzielgruppe sind Menschen ab 60 Jahren.

Die Einheiten waren alle schnell vermietet, und die Bewohnerinnen und Bewohner erfreuen sich heute an den Annehmlichkeiten eines Neubaus und der guten Ausstattung.

So beispielsweise Monika und Norbert Freymark, die fast aus der Nachbarschaft zugezogen sind. Über 36 Jahre lang hatten sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Alsenstraße in Altona-Nord gewohnt, in der auch die beiden Kinder groß geworden waren. Obwohl sie vieles mit ihrer alten Heimat verband, hatten sie doch gemerkt, dass das Leben im 3. Stock ohne Fahrstuhl anfing, beschwerlich zu werden.

Nach der Besichtigung der Musterwohnung an der Neuen Ecke Stellingen im Mai 2015 stand für sie daher fest, dass der Ortswechsel eigentlich nur Positives bereithielt. Ihre Wohnung mieteten sie dann später sogar vom Papier, ohne sie vorher noch einmal gesehen zu haben. „Wir waren uns sicher, dass sie uns gefallen würde“, bestätigt Norbert Freymark. Und später kamen sie ab und zu an die Kreuzung und haben den Baufortschrift fotografiert – „aus reiner Vorfreude auf den Bauabschluss und den nahenden Umzug“, verrät seine Frau.

Heute haben sie es sich gemütlich eingerichtet und ihre Loggia in eine kleine Blumenoase verwandelt. „Früher hatten wir einen Balkon“, berichten beide, „den konnten wir aber aufgrund des Verkehrs in der Alsenstraße nie richtig nutzen. In unserer Loggia dagegen sitzen wir sehr viel, und es ist auch bei leicht geöffneten Glaselementen nicht zu laut.“ Obwohl der Wechsel Monika Freymark beschäftigt hat, war sie bereits nach einer Woche so richtig in ihrer neuen Behausung angekommen. Letztlich brauchte dann wohl die grauweiße Katzendame Käthe, die mit den Freymarks umgezogen ist, am längsten, um sich in ihrer neuen Umgebung einzuleben.

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Projektbeschreibung Neue Ecke Stellingen
Artikel Neue Ecke Stellingen Magazin 2016

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