Quecksilber auf dem Rückzug
Elegant glänzendes, flüssiges Silber – so ist uns Quecksilber vor allen Dingen aus älteren Fieberthermometern bekannt. Seine toxische Wirkung löst heute bei vielen Menschen Unbehagen aus. Quecksilber kann in höherer Konzentration die menschliche Nervenfunktion schädigen und wird vom Körper nur langsam abgebaut. Die Industrienationen haben sich zum Ziel gesetzt, vom Menschen verursachte Quecksilbereinträge in die Umwelt zu reduzieren.
Natürlicher Bestandteil des globalen Kreislaufes
Was kaum jemand weiß – der größte Quecksilberemittent ist unser Globus selbst. Bei Vulkanausbrüchen über und unter dem Meeresspiegel werden jedes Jahr mehrere tausend Tonnen aus der Erdkruste freigesetzt. Während sich Quecksilbereinträge in der Atmosphäre durch Luftströmungen weiträumig verteilen und sich zu unbedenklichen Konzentrationen verdünnen, reichert sich Quecksilber in Gewässern im Körpergewebe von Fischen an. Vor allen Dingen große Raubfische wie Hai, Thun- und Schwertfisch gelten als potenziell schwermetallbelastet und werden von Gesundheitsorganisationen nur sehr beschränkt zum Verzehr empfohlen.

Globale Quecksilberemissionen, Hg ist das Symbol für Quecksilber aus dem Periodensystem der Elemente, Grafik: Vattenfall
Kein unbedenklicher Nutzstoff
Etwa ein Drittel der weltweiten Quecksilberemissionen wird vom Menschen verursacht. Der überwiegende Teil wird bei der Produktion von Gold und Zement freigesetzt. Rund 30 % stammen aus Kohlekraftwerken. Durch die Inkohlung urzeitlicher Pflanzen ist das Schwermetall in Spuren in Braun- und Steinkohle enthalten (0,01 – 1 Mikrogramm je Kilogramm). Auch bei der Verbrennung von Biomasse und Abfällen werden größere Mengen an Quecksilber freigesetzt. Deutschland hat diese Problematik schon länger im Blick und gehandelt: Die Quecksilberemissionen aus Kraftwerken wurden in den vergangenen 25 Jahren deutlich gesenkt. Moderne Anlagen arbeiten heute wesentlich effizienter; sie brauchen viel weniger Kohle für die gleiche Leistung und emittieren dabei weniger des Schwermetalls. Gleichzeitig wurden in den Kraftwerken moderne Rauchgasreinigungsanlagen installiert, mit deren Hilfe der überwiegende Teil des bei der Verbrennung von Kohle freigesetzten Quecksilbers abgeschieden und dauerhaft dem natürlichen Kreislauf entzogen werden kann. Für deutsche Anlagen gilt heute ein gesetzlicher Grenzwert von 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Abgas. Die Braunkohlenkraftwerke von Vattenfall in der Lausitz und in Mitteldeutschland erfüllen heute schon den deutlich gesenkten Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Abgas, der ab 2019 für alle deutschen Kohlekraftwerke gilt.
Umwelt in Gefahr?
Industriell erzeugte Quecksilberemissionen zu reduzieren ist ein erklärtes Ziel der internationalen Staatengemeinschaft, um die Schwermetallbelastung von Lebensmitteln zu senken. Die EU ist mit den avisierten Grenzwerten ein Vorreiter im weltweiten Vergleich und setzt Maßstäbe für die technische Ausstattung von fossilen Kraftwerken mit effektiven Rauchgasreinigungsanlagen. Deutschland überprüft die Quecksilberbelastung der Luft und von Gewässern ebenso regelmäßig wie die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte durch die Kraftwerksbetreiber. Die Emissionsdaten sind für jedermann einsehbar in einer Informationsplattform vom Umweltbundesamt www.thru.de
Quecksilberarme Zukunft
Auch künftig sind die großen Mengen Quecksilber, die durch natürliche Prozesse freigesetzt werden, nicht zu vermeiden. Doch der Mensch wird seinen Beitrag zu einer quecksilberärmeren Zukunft leisten. Die Palette quecksilberhaltiger Produkte, wie Batterien und Glühlampen soll sich bald auf ein Minimum reduzieren. Der Umgang mit den entsprechenden Abfällen unterliegt besonderem Augenmerk. Mit der Einführung strengerer Grenzwerte für europäische Kraftwerke hat die EU einen weiteren entscheidenden Schritt für eine quecksilberärmere Zukunft gemacht.